Malen wie „van Gock“ & Co. – das wärs, oder? Na ja, für den Anfang könnten wir zumindest die gleiche Farbe verwenden wie die alten Renaissance-Meister: Ei-Tempera! Diese soll in der Geschichte der Malerei die älteste Form der Bindung von Farbpigmenten sein.
Und warum heißt das Ganze jetzt „Tempera“? Dieser Begriff leitet sich – wie könnte es anders sein – vom Lateinischen ab: „Temperare“ heißt soviel wie „mischen“. Mischen lassen sich in diesem Fall Wasser und Öl und zwar mithilfe unseres wohlbekannten Alleskönners, des Eies! Genauer gesagt sorgt das Lecithin im Ei für die nötige Bindung; je frischer das Ei, desto besser. Eine „temperierte Mischung“ hat also nichts mit Wärme zu tun, sondern mit der gleichmäßigen Verteilung der ölhaltigen und der wasserhaltigen Teile in der Farbe.
Früher schätzte man Tempera-Malerei für den besonderen Eindruck von Transparenz, den man mit ihr erzielen konnte. Heute sind wir zunehmend an einer weiteren Art der Transparenz interessiert: Das Wissen um die rein natürlichen Inhaltsstoffe der Farbe!
Und die sind folgende:
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- 1 Ei
- 1 Teil Leinöl (aus dem Künstlerbedarf)
- 2 Raumteile Wasser
- Farbpigmente (ebenfalls aus dem Künstlerbedarf)
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„Raumteile“ …?
Du hast richtig gelesen: Hier wird nicht in Gramm gemessen. Bei den mysteriösen Raumteilen handelt es sich nicht um Spanplatten aus Schweden, sondern um eine Originalmaßeinheit aus früheren Zeiten, und die funktioniert unheimlich simpel. Ein „Raumteil“ entspricht genau dem Inhalt eines Eies!
In der Umsetzung heißt das: Sobald Du das benötigte Ei aufgeschlagen hast, kannst du dessen Schalenhälften als Messbecher verwenden. Ein Raumteil Leinöl wäre dann die Menge, die in beide Eierschalen passt.
Entweder verquirlst du Ei, Leinöl und Wasser mit einem Schneebesen, oder du schüttelst alles in einem Schraubglas. Wichtig ist, dass du die Zutaten nacheinander dazu gibst (zuerst das Ei – schütteln – dann das Leinöl dazu – schütteln – dann das Wasser – schütteln) und das im richtigen Mischungsverhältnis. Diese gelbliche Flüssigkeit gießt du dann in ein verschiedene kleine Teller oder Schüsselchen und kannst dann deine Farbpigmente mit einem Spatel dazugeben und behutsam unterheben. Je mehr Pigmente Du nimmst, desto dickflüssiger wird die Farbe.
Zum Ausprobieren haben wir unser Land-Ei-Hühnchen künstlerisch auf Leinwand gebannt. Unser Fazit:
Macht Spaß, mit selbst angerührter Farbe zu malen! Wir haben zwar zu viel angerührt, weil wir die Mengen nicht so einschätzen konnten, aber die Farbe ließ sich sehr gut auf die Leinwand aufbringen. Das Leinöl verbreitet einen angenehmen Duft, und die Pinsel reinigt man einfach mit etwas Seife oder Spüli.
Wie immer, wenn Leinöl im Spiel ist, trocknet die Farbe nur langsam – was ein Vorteil ist, falls man etwas korrigieren möchte. Ansonsten muss man sein Werk schon ein paar Tage trocknen lassen. Am besten so, dass keiner aus Versehen drankommt.
Wie lange hält sich Ei-Tempera ohne Farbpigmente? Im Kühlschrank zumindest einige Wochen. Mit Pigmenten verringert sich die Haltbarkeit spürbar, also besser sparsam anrühren!
Hier gibt es übrigens unser „Van-Gock“-Hühnchen gibt es als Vorlage, falls du sofort loslegen möchtest ;-).
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