Kurz und knapp

  • Seit Beginn dieses Jahres werden Deutschland keine Küken mehr direkt nach dem Schlüpfen getötet.
  • Drei Alternativen stehen zur Auswahl: Geschlechtserkennung im Brutei, Bruderhahn-Aufzucht oder die Umstellung auf Zweinutzungsrassen.
  • Die Umstellung auf eine der drei Möglichkeiten ist für alle Eier-Produzenten mit hohen Investitionen verbunden.
  • Die Preise für Eier werden notwendigerweise entsprechend angepasst werden.

Butter bei die Hähne:
Das Kükentöten gehört der Vergangenheit an.

Das Töten männlicher Küken in der deutschen Eierproduktion ist Geschichte, so will es das „Gesetz zur Änderung des Tierschutzgesetzes“.

Doch was heisst das eigentlich für die Hähne? Und für uns Eierproduzenten?
Und für dich als Kundin oder Kunden? Wir beleuchten hier mal die verschiedenen Aspekte dieses komplexen Themas.

Die Hintergründe

Da die Legehennen zur Eierproduktion gezüchtet werden, setzen sie kein Fleisch an wie Masthühner, die wiederum wenig Eier legen. Die Hähne der Legehennen-Züchtung sind dementsprechend „sportlich-mager“ gebaut. Und weil sie während der Aufzucht fast den ganzen Tag im Grünen unterwegs sind, hauen sie auch rein wie die Sportler!

Genau da liegt der Knackpunkt für jeden, der von der Eierproduktion lebt und ein Herz für Gockel hat: Die Hähne erzeugen hohe Unterhalts- und auch Schlachtkosten, die der Hühnerhalter bislang weder auf den Eierpreis umlegen noch über den Verkauf von Fleisch ausgleichen kann. In der Regel sind nur wenige Menschen bereit, einen dem Aufwand angemessenen Preis zu bezahlen.

Darum wurden männliche Küken seit Jahren direkt nach dem Schlüpfen mit Kohlendioxid eingeschläfert und dann von Tierheimen, Zoos und Greifvogelstationen stark nachgefragt. Das ist selbstverständlich nicht jedermanns Sache. Trotzdem lässt sich festhalten, dass die Tiere nicht „auf dem Müll landen“, wie viele Leute annehmen, sondern zumindest eine sinnvolle Verwendung abseits des menschlichen Verzehrs finden.

Und an dieser Stelle tut sich ein gewisses Dilemma auf – wie fast immer, wenn der Mensch erst einmal in die Natur eingegriffen hat und das Rad sich schwerlich zurückdrehen lässt.

Allen diesen Einrichtungen fehlt nämlich mit den Eintagsküken eine wichtige Futterquelle. Für viele Vogel- und Säugetierarten steht Geflügel auf ihrem natürlichen Speiseplan ganz weit oben. Die Konsequenz: Die für den deutschen Markt nachwievor benötigten Küken kommen dann aus dem Ausland. Und Mäuse und andere Nager werden extra als Tierfutter gezüchtet und mit Getreide gefüttert werden müssen …

Es wird vielleicht deutlich, wie vielschichtig und zwiespältig das Thema allein schon aus ethischer Sicht ist.

Nichtsdestotrotz ist das nun geltende Gesetz natürlich eine gute Nachricht und im Sinne des ökologischen Landbaus ein Schritt in die richtige Richtung!

Die Alternativen

Für uns Hühnerhalter tun sich verschiedene Wege auf. Bruderhahn-Aufzucht, Zweinutzungsrassen, Verfahren der Geschlechtserkennung im Brutei – schnell ist keiner dieser Wege. Und alle haben sie buchstäblich ihren Preis. Ganz gleich, ob es sich um modernste Technologie zur „In-Ovo“-Bestimmung handelt, die nun angeschafft wird, um zusätzliche Aufzuchtkosten für junge Hähne oder um zusätzlich zu pachtende Weideflächen … Eines steht fest: Die notwendigen Investitionen in der gesamten Branche sind dieser Tage enorm.

Aber werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Optionen!

Zweinutzungsrassen

Pro
• Eier legen und Fleisch ansetzen – sie können beides!
• Sie sind in der Regel robust, langlebig und wehrhaft.
• Sie können in gemischten Gruppen gehalten werden.

Contra
• Sie legen weniger Eier als Legehennenrassen.
• Beide Geschlechter brauchen deutlich mehr Futter.
• Zusätzliche Ställe müssen gebaut und Weideflächen gepachtet werden.

Bruderhahn-Aufzucht

Pro
• Die Hähne der Legehennenrasse wachsen einige Wochen artgerecht bei spezialisierten Geflügelaufzüchtern auf.

Contra
• Sie brauchen sehr viel Futter, setzen aber wenig Fleisch an.
• Zusätzliche Ställe müssen gebaut und Weideflächen gepachtet werden.
• Dieses magere und dafür sehr teure Fleisch ist beim Kunden kaum gefragt. Daher steht der Verarbeitungsaufwand in keinem Verhältnis zum zu erzielenden Preis.

Geschlechtserkennung „in ovo“

Pro
• Die Kontrolle der Eier erfolgt non- oder minimal-invasiv.
• Nur weibliche Küken schlüpfen.

Contra
• Die meisten Bio-Verbände lehnen diese Methode ab,
da nicht ganz klar ist, ob der Embryo nicht doch etwas
von dem Procedere mitbekommt. Das Geschlecht kann
nämlich erst ab dem neunten Tag bestimmt werden.
Allerdings entwickelt sich in dieser Zeit auch das Schmerzempfinden.